David Schreyer

Preisträger BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2021

Hof Wendenius in Hainau

Hainau

David Schreyer

Hof Wendenius in Hainau

Hainau
Projekt
Hof Wendenius
Architekt
Marc Flick – Architekt BDA
Fertigstellung
2019
Mitarbeiter
Steffen Brosda, Francois Flammang, Duc Trinh
Fotografie
David Schreyer
Bauherr
Christine & Jörg Hempelmann

Der baufällige Dreiseithof aus 4 Gebäudeteilen wurde durch eine umfangreiche Sanierung zu neuem Leben erweckt und soll in ihrer zukünftigen Nutzung als Ferienhaus mit Eventlocation dienen. Das ehemalige Wohnhaus wurde zu einem reinen Schlafhaus umgebaut, welches insgesamt 12 Betten und 3 Badezimmer auf drei Geschossen beherbergt. Die sehr marode Bausubstanz wurde ökologisch und mit nachhaltigen Baustoffen wie Lehm, Schilf, Holzweichfaser und Leinöl saniert. Positive Überraschungen waren die freigelegten historischen Wandbemalungen im ganzen Haus, welche aufwendig restauriert wurden. 

Das gegenüberliegende Gebäude wurde früher als Werkstatt mit Schweinestall genutzt. Im Inneren der Werkstatt, wurden Wände und Deckenelemente zugunsten eines großzügigen Raumkontinuums entfernt. An Stelle des ehemaligen 

Schweinestalls, findet sich nun die Küche, welche eine umlaufende u-förmige Sichtbetonwand erhielt. Diese ist nicht nur Gestaltungselement, sondern bedient vier Funktionen. Sie ist Ringanker, Unterzug, Abdichtung und Heizung in einem. Ein besonderes Augenmerk, richtet sich auf das großformatige Fenster. Dieses öffnet nicht nur den Raum zum Garten hin, sondern lädt mit einer Sitzgelegenheit in der Brüstung zum Verweilen ein. Durch eine Kernaktivierung wird das gesamte Gebäudeinnere zentral mit angenehmer Strahlungswärme versorgt. Eine Besonderheit stellt die Sichtbetontreppe dar, diese ist im Inneren hohl und beinhaltet die Gebäudetechnik. 

Die Fassade wurde vollständig vom alten Putz befreit und die Baustruktur freigelegt. Diese wurde mit einer historischen Natursteinschlämme vollständig überzogen und lässt die alte Bausubstanz fortan wie „eingefroren“ wirken. 

Preisträger

BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2021 – AUSZEICHNUNG

Eigentlich sollte es einfach nur ein Wochenend- oder Feriendomizil im Taunus für die Familie der Bauherren werden. Begeistert vom schlummernden Potenzial des Dreiseithofs mit seinem zentralen Hofraum entschlossen sich die Bauherren zum Kauf der Immobilie, trotz des desolaten Zustands. Ursprünglich war geplant, lediglich das Haupthaus und das Werkstattgebäude zu sanieren. Im Laufe des Planungsprozesses entwickelten die Bauherren das identitätsstiftende Hofensemble jedoch zu einem Veranstaltungsort mit Übernachtungsmöglichkeiten weiter. Dabei haben es die Bauherren hervorragend verstanden, die Hainauer Dorfgemeinschaft durch ihre Offenheit von Anfang an in den Prozess einzubinden. 

Für die kleine Gemeinde ist das Projekt in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall: Die vorbildhafte Renovierung revitalisiert den Ortskern und bietet der Gemeinschaft einen qualitativ hochwertigen Ort an, der ein lebendiger Baustein im Dorfgefüge ist. Das giebelständige Haupthaus an der Straße mit anschließender Scheune, das flankierende freistehenden Werkstattgebäude mit Stallung und die rückwärtige Remise bildet ein denkmalgeschütztes Ensemble, dessen neue Nutzung für die ehemalige Funktionstrennung optimal gewählt wurde, da die Spezifik der Räume erfahrbar bleibt: Das Haupthaus wurde zum Schlafhaus mit Doppel- , Einzelzimmern und mehreren Bädern, die Scheune zum Festsaal, die Remise zum Kinderhaus und das Werkstattgebäude zu einer großzügigen Wohnküche im Erdgeschoss und einem Wohnbereich im Obergeschoss umgebaut. 

Der gelungene Um- und Rückbau und die Modernisierung erfolgten mit sehr viel Liebe zum Detail und einem großen Bewusstsein für die Spuren der früheren Bewohner, der Nutzung des Orts und dessen Geschichte. Während die Renovierung des Haupthauses eher dem gewohnten Bild eines Hunsrücker Bauernhofs folgt, ist die Restaurierung und Modernisierung der drei anderen Gebäude progressiver und zeitgenössischer. Die beige, alles homogenisierende Natursteinschlämme betont das Relief der sanierten, heterogenen Fassaden aus Fachwerk, Ausfachung und Mauerwerk. Dunkelgraue Wellblechdächer und neue, festverglaste Öffnungen mit dunkelgrauen Blendrahmen und modernen Proportionen verorten das Projekt in unserer Zeit und verbinden die Gebäude des Ensembles visuell. 

Neben der prägnanten Instandsetzung und dem sensiblen Umbau wurde ein großes Augenmerk auf die Aktivierung der verschiedenen Außenräume gelegt, die rund um das Ensemble liegen und den Hof eng mit dem Ort verflechten. Dass dies alles auch von den Hainauern sehr geschätzt und gewürdigt wird, zeigt sich unter anderem darin, dass der Hof, bei Hochzeiten mittlerweile als eine Außenstelle des Standesamts genutzt wird. 

Arbeiten hervorragende Planer und Gestaltern und außerordentlich ambitionierte Bauherren gut zusammen, können Orte entstehen, die auf unterschiedlichen Ebenen Mehrwerte schaffen und einfach Freude machen. Ausgezeichnet!