Thilo Ross

Shortlist BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2021

AFZ Assessment- und Förderzentrum Neuwied

Neuwied-Engers

Thilo Ross

AFZ Assessment- und Förderzentrum Neuwied

Neuwied-Engers
Architekt
Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB
Fertigstellung
2018
Mitarbeitende
Karina Gruber, Katharina Bell, Kristine Schnatwinkel, Lisa Matzdorff, Anita Majowski
Fotografie
Thilo Ross Fotografie
Bauherr
Heinrich-Haus gGmbH

Im beruflichen Assessment- und Förderzentrum (AFZ) werden für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen die Weichen für ihren weiteren Lebensweg gestellt. Für die Zeit der Diagnostik und Förderung, für Praktika und Bewerbertraining ist ein inspirierendes und motivierendes Umfeld erforderlich.

Mit der diagonal zur Nachbarbebauung gedrehten Grundrissstruktur entsteht aus den Verzahnungen bzw. Vor- und Rücksprüngen ein architektonischer Anziehungspunkt mit hohem Identifikations- und Wiedererkennungswert. Der strukturalistische Ansatz ermöglicht die gewünschte Lebendigkeit. Die so kleinmaßstäblich gegliederte Zweigeschossigkeit fügt sich städtebaulich sehr gut in den heterogenen Kontext mit den unterschiedlichen Maßstäben der Nachbarbebauung ein. 

Im Inneren des Gebäudes eröffnet sich eine vielgestaltige Halle mit zwei Deckenöffnungen, durch die das Tageslicht aus dem Obergeschoss herunterflutet. Der Grundriss ist in zwei Hauptbereiche untergliedert jeweils mit den Arbeitsräumen zentral in der Mitte, daran anschließend die Sonderräume mit dem PC-Raum und dem Werkraum im Obergeschoss bzw. der Übungsküche im Erdgeschoss. Sämtliche Übungsräume sind miteinander schaltbar, so dass ein Austausch zwischen den Gruppen und Synergien in der Betreuung möglich sind. Alle Nutzungen erhalten einen eigenen Vor- bzw. Eingangsbereich als Zone zum Treffen und Austauschen. Es wird eine bergende, aber zugleich freundliche und lichtdurchflutete helle Atmosphäre der Offenheit und Kommunikation erzielt als Voraussetzung für entspanntes Fördern und Lernen.

Das klare und geschossübergreifende Skelettsystem mit wirtschaftlichen Spannweiten und aussteifenden Kernen in Holzbauweise ist einfach herstellbar und mit geringstem Aufwand für andere Einteilungen umnutzbar. Die Holzbauweise ermöglicht eine schnelle Bauzeit aufgrund hoher Vorfabrikation und entspricht den Anforderungen einer nachhaltigen Bauweise. 

Shortlist

BDA Architekturpreis Rheinland-Pfalz 2021 – ENGERE WAHL

In Neuwied ist über Jahrzehnte ein Ort entstanden, der Menschen mit Behinderungen vielfältigste Möglichkeiten für Förderung, Bildung, Betreuung, medizinische Versorgung und soziale Integration bietet. Dieser gesellschaftliche Anspruch wurde gleichermaßen auch als stadträumliche und architektonische Aufgabe verstanden. 

Mit dem AFZ ist ein weiterer Baustein hinzugefügt worden. Die lichte, funktional flexible Raumstruktur erzeugt großzügige und gleichberechtigte Innenräume, die eine angenehme Atmosphäre für die Zielgruppe als auch die Beschäftigten verspricht. 

Der klar und wirtschaftlich konstruierte Holzbau vermag bereits mit dem Baumaterial alles andere als kühl, streng und kantig geometrisch zu wirken. Gleichwohl unterliegt der Bau einer stringenten rektangulären Ordnung, die durch Versätze im Gebäudeinneren abwechslungsreiche Raumnischen entstehen läßt und letztlich dem Äußeren zu einer aufgegliederten Kontur verhilft. Das Potential der Verzahnung des Baukörpers mit der Umgebung, die Ausformulierung freiräumlicher Angebote und die Verknüpfung von Innen- und Außenraum mit Auffindbarkeit des Zugangs gilt es in der Zukunft auszubauen. 

Konsequent bildet sich der Holzbau auch im Erscheinungsbild ab. Als Element und Naturprodukt fügt es dem gleichmäßigen Gebäude eine „weiche“ Komponente hinzu, die Nahbarkeit suggeriert und insbesondere einen spannenden Kontrast zur heterogenen, industriell anmutenden Umgebung erzeugt.