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Woher – wohin? Orte in Rheinland-Pfalz

31. Januar 2017

Foto: Peter Strobel
Foto: Peter Strobel

Rheinland-Pfalz ist groß. Spätestens bei der Anreise zu denVorstandssitzungen des Landesverbandes wird dieser Umstand jedem Teilnehmer immer wieder (schmerzhaft) bewusst. Der Tagungsort wechselt jedoch – ganz demokratisch gewählt – immer wieder quer durch’s ganze Land. Was liegt da näher, als sich bereits ein paar Stunden früher auf den Weg zu machen und so die Gegend dank ortskundiger Gastgeber erst richtig kennenzulernen?

Trier beansprucht den Titel „Älteste Stadt Deutschlands“ für sich, die zahlreichen römischen Baudenkmäler stehen auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Dennoch ist Trier nicht nur dank seiner Geschichte eine prächtige Stadt. Als Standort einer Universität und einer Hochschule sowie nicht zuletzt aufgrund der Nähe zu Luxemburg verzeichnet Trier in den letzten Jahren einen deutlichen Bevölkerungszuwachs. Demgegenüber steht ein nur begrenztes räumliches Wachstumspotential, denn aufgrund der Lage der Stadt in der Enge des Moseltals werden die Flächenressourcen bald erschöpft sein. Die Überplanung der letzten größeren Freiräume hat bereits begonnen, es wird nach Möglichkeiten der Nachverdichtung gesucht.

Ein großer Trier-Experte, der ehemalige Diözesanarchitekt des Bistums Trier und Leiter der Hauptabteilung „Bau – Kunst – Technische Dienste“ im Bischöflichen Generalvikariat in Trier, Alois Peitz, begleitete uns erfreulicherweise während unserer kleinen Exkursion und versorgte uns mit zahlreichen Informationen, Erklärungen und Anekdoten. Einen guten ersten Überblick konnte er uns von einem Aussichtspunkt oberhalb des Amphitheaters aus vermitteln. Von hier aus ließ sich sehr eindrucksvoll der ursprüngliche und inzwischen teilweise stark überformte römische Stadtgrundriss nachvollziehen. Auch die Brennpunkte der aktuellen Stadtentwicklungsplanung waren von dort oben aus sehr schön im Zusammenhang zu verstehen.

Die nächste Station führte uns auf die gegenüberliegende Moselseite nach Trier-West, Bestandteil eines Bund-Länder-Programms mit dem Ziel der

Foto: Peter Strobel
Foto: Peter Strobel

„Herstellung nachhaltiger städtebaulicher Strukturen auf der Grundlage von städtebaulichen Entwicklungskonzepten.“ Neben der Konversion von Gewerbe-, Militär- und Bahnbrachen gehören die Verbesserung und Entlastung des Verkehrssystems sowie die Aufwertung von Freiflächen und die Stärkung des Wohnens (Stadt am Fluss) zu den Zielen des Stadtumbaus. Zahlreiche Einzelmaßnahmen sind bereits umgesetzt oder befinden sich in Planung (z.B. Umgestaltung des westlichen Römerbrückenkopfes), einige davon haben wir en passant besucht.

Ganz im Fokus der Debatte steht in Trier derzeit auch ein anderes Projekt: das Theater am Augustinerhof, an diesem Tag unser nächstes Etappenziel. Von Gerhard Graubner entworfen und 1964 eröffnet ist es inzwischen zwar in bescheidenem baulichen Zustand, aufgrund seiner kraftvollen Sprache jedoch ein wichtiger Vertreter seiner Entstehungszeit. Problematisch ist unbestritten der Platzmangel im Haus, da ursprünglich geplante Nebengebäude für Werkstätten und Lager nie errichtet wurden. Nachdem

vorübergehende Pläne für einen Abriss und Neubau aufgrund zu hoher Kosten wieder verworfen wurden, wird von den Freunden des Hauses inzwischen für den Erhalt und die Sanierung mit einer Erweiterung für Werkstätten und Lager gekämpft.

Peter Strobel
Peter Strobel

Ein glücklicher Zufall sorgte dafür, dass wir vom Bühnenmeister und einem Mitarbeiter bis in die entlegensten Winkel des Hauses, insbesondere der Bühne und der Werkstätten geführt wurden. Wir besichtigten die Hinter-, Seiten- und Drehbühne, das Prospektlager und die Hubpodien, den Orchestergraben und den eisernen Vorhang und wurden in die Feinheiten der Schnürbodentechnik eingeführt. Wir waren überrascht, welch großen Wert das gesamte technische Innenleben des Theaters darstellt, in welch gutem Zustand es sich befindet und wie vielfältig die sich dadurch ergebenden Möglichkeiten für Inszenierungen sind. Der im Anschluss geplante kleine Stadtspaziergang durch die Innenstadt musste zwar aufgrund unseres ungeplanten Ausflugs in die Bühnenmaschinerie entfallen – es war jedoch eine wahre Freude, sich von derart begeisterten Theaterleuten durch deren Arbeitswelt führen zu lassen.

Foto: Peter Strobel
Foto: Peter Strobel

 

Text und Bilder: Peter Strobel, Architekt BDA, Kaiserslautern